Konstruktivismus in der Therapie und im Coaching

Meine Sicht auf die Welt.

 

Ich hinterfrage schon sehr lange den Sinn von allem. Fand das Leben auf eine bizarre Art und Weise sehr sinnlos und albern, inklusive der Menschen. Gruppen die sich innerhalb von Systemen bilden, Bewertungen wie “cool”, “richtig” oder “uncool”, falsch oder anerkannt (wer auch immer das entschieden hat) und welches das dazugehörige Verhalten oder Sprache ist die richtige Kleidung, die am Ende auch nur Fetzen aus Stoff in anderer Form als die falschen Fetzen aus Stoff sind.
Wozu das alles gut war, schien mir schleierhaft. Heute ist diese Sicht teilweise noch immer vorhanden. Mir ist bewusst geworden, dass dies nur eins von vielen Konzepten ist, an dem sich Menschen versuchen zu orientieren. Eine Orientierung, die irgendwie auch das Gefühl von Kontrolle gibt, “Ich weiß was zu tun ist, damit ich dazugehöre”. Und natürlich ist das ganze viel komplexer, als ich es jetzt gerade hier darstelle. 

Der Konstruktivismus veränderte mein Leben. Ich fand meine Selbstwirksamkeit wieder. Vorher hatte ich das Gefühl, nur reagieren zu können, auf die Welt, meinen Gedanken und Emotionen, und den Stimmungen und Wahrheiten Anderer hilflos ausgeliefert zu sein. Ich verstand, wo meine Möglichkeiten, meine eigenen Wahlen liegen, die ich zu jedem Zeitpunkt treffe. Sowohl im Denken, Fühlen als auch im Handeln, genau wie jeder andere Mensch auch. 

 

Was ist überhaupt Wahrheit ?

 

Ich weiß inzwischen, dass ein menschliches Gehirn viele unterschiedliche Filter auf die “Realität” legt und dadurch verhindert, dass wir diese komplett sehen können. Lisa Feldmann Barrett  beschreibt in ihrem Buch “Wie Gefühle entstehen", wie wir Emotionen erschaffen, in der Regel auf dem basierend, welche Geschichte wir uns erzählen, wie wir das, was gerade um uns herum ist, bewerten. Auf dieser Geschichte und den dadurch ausgelösten Emotionen basierend wird eine Reaktion gewählt. Ich kann all diese Geschichten hinterfragen und erkenne die schier endlose Wahl an Geschichten, die auch wahr sein könnten, wenn ich die Situation durch einen anderen Filter betrachte. Am Ende weiß ich gar nicht mehr, worauf ich reagieren soll. im Zweifel erstmal gar nicht oder auf das, worauf ich am meisten Lust habe. Oder genug ist auch das Gewohnte, einfach weil unser Gehirn so gestrickt ist. Ich kann aber auch weiter nachfragen und mehr Informationen einholen, um meine Betrachtungsmöglichkeiten zu erweitern.

Egal welchen Pfad ich wähle und welche Emotion ich dadurch erschaffe, es gibt hier kein richtig oder falsch. Es kann sein, dass ich heute Lust habe mit Wut zu gehen oder mit Freude reagieren möchte, mit Gleichgültigkeit oder Offenheit.  Am Ende liegt hinter der Emotion, die Wahl der Erfahrung, die ich wähle. Selbst die Wahl von Traurigkeit ist keine schlechte oder falsche, es ist erst einmal nur eine Geschichte, eine Bewertung der Situation, die ich nutze, um die Erfahrung von Traurigkeit zu erschaffen. Ich kann hinterfragen, warum ich bestimmte Erfahrungen immer wieder wähle und mich dann davon gequält fühle oder sie ablehne. Dabei sollte es jedoch nicht um Verurteilung gehen, sondern um liebevolle, wertschätzende Offenheit und Neugier. 

Wir wissen heute, das Gehirn filtert die Dinge, die wir erleben und die wir sehen. Es gibt Beschränkungen auf der rein physiologischen Ebene. Ich kann nicht alles sehen oder hören, was in meinem 360° Umkreis um mich herum zu jeder Sekunde passiert. Dennoch sortiert unser Gehirn die Informationen, die es über unsere Wahrnehmungsorgane erhält, und versucht einen Abgleich mit bereits gemachten ähnlichen Erfahrungen zu machen, um daraus eine Vorhersage zu erstellen, was passieren wird, wie ich reagieren sollte usw.  Beim Abgleich mit alten Erfahrungen nutzt das Gehirn auch unsere Überzeugungen über die Welt und wie sie funktioniert.

Also wenn es überhaupt eine Wahrheit gibt, dann kann keine Person sie zur Gänze wahrnehmen. Jeder Mensch hat evtl. einen Teil davon, durchzogen von ganz eigenen Konstrukten. Jede:r ist König:in der eigenen Realität.

Wie baue ich den Konstruktivismus nun in meine Arbeit ein?

 

Ich zeige auf, dass es erstmal kein richtig oder falsch gibt, keine Wahrheit in dem Sinne, wie wir sie gern nutzen, um im Recht zu sein. Ich beginne damit, dass ich jeden in seiner eigenen Realität ernst nehme und soweit es mir  durch meine Filter möglich ist, die Person mit ihren Erfahrungen und Überzeugungen zu sehen und zu verstehen.

Das Ziel ist nicht zu verleugnen, was uns passiert ist oder welche Erfahrungen wir gemacht haben. Schlimme Dinge passieren auf dieser Welt und es geht nicht darum, sie herunter zu spielen oder sie glatt zu bügeln. 

Doch das Leben ist nun mal so viel mehr als die Erfahrungen, die wir in den ersten Jahren unseres Lebens gemacht haben oder die uns besonders geprägt haben. Dennoch beschließen wir unser leben lang an diesen Überzeugungen festzuhalten. Wir definieren sogar unsere Identität danach. 

Mein Angebot an dich.

 

Ich möchte in meinen Klienten eine Offenheit erblühen lassen und ihre Neugier wieder anregen, erst einmal für das Hinterfragen der eigenen Wahrheiten und die der anderen, aber auch für die Fülle und Buntheit der Menschen und des Lebens. Ich möchte sie einladen, Verantwortung für sich und ihr Erleben zu übernehmen. 

 

Konstruktivistisches Gedankenspiel.

 

Welche Geschichte erzählst du dir über dich selbst? Wer du bist? Was du erlebt hast? 

Gibt es eine Chance, diese Geschichte neu zu entdecken und umzuschreiben? Wenn deine Wahrnehmung eh konstruiert ist, warum denn nicht deine Konstrukte bewusst wählen?

Wenn du neugierig geworden bist, auf die Welt, die noch möglich ist, außerhalb deines gewohnten Erlebens, deiner gewohnten Überzeugungen über dich selbst und die Welt. Wenn du mehr entdecken willst oder einfach neugierig bist, wie sich deine eigene Geschichte verändern lässt – dann freue ich mich, wenn du ein Stück mit mir gehst.

Streu Liebe und Bewusstsein ...

Deine Désirée